Der Sender K Q 7
Der Sender
K Q 7
Der folgende
Artikel stammt aus der Zeitschrift "Der Radio-Amateur"
, III. Jahrgang, Heft 34 vom 21.August 1925. Er ist im originalen
Wortlaut wiedergegeben, daher auch die teilweise abweichende
Schreibweise von Ortsnamen sowie bei Rechtschreibung und
Grammatik. Die Qualität der Bilder ist leider auch nicht sehr
gut, aber wohl der Zeit geschuldet.
Der
Versuchssender Cottbus des Deutschen Radio-Klubs.
Ortsgruppe
Cottbus. Rufzeichen K Q 7
Von
E. Hack.
Mit
6 Abbildungen
Der
Sender Cottbus hat am 2.August 1925 bei 6 Watt Antennenenergie
seine Versuche aufgenommen und konnte sofort Verkehr mit K Q 4 hergestellt werden. Es war
auch ein einwandfreier Verkehr mit Cassel, Durlach, Stuttgart
usw. zu erzielen, welche den Sender Cottbus mit einer Lautstärke
von 4-5 empfangen haben. Auch die Tagesreichweiten-Versuche waren
von gutem erfolg begleitet. Mit 6 Watt konnten etwa 500 km
einwandfrei überbrückt werden. Die Versuche werden weiter
fortgesetzt, und zwar finden die Tagessendungen regelmäßig
Montags, Mittwochs und Freitags auf der Welle 75 m von 15 bis
16,00 mez statt. Die
Schriftleitung.
Abb.1
Antennenanlage des Versuchssenders KQ7
Ehe ich
auf den Cottbuser Sender im besonderen eingehe, möchte ich
einige Worte über den Zweck der Versuchssender im allgemeinen
verlieren.
Als
mit der Einrichtung der ersten Rundfunksender im Reiche begonnen
wurde, ahnte wohl noch niemand, welche Bedeutung dereinst den
kurzen Wellen zufallen würde. Das Wellenband von 300 bis 700 m
schien vollkommen auszureichen, um sämtliche evtl. zu
errichtenden deutschen Sendern Unterschlupf zu bieten - daß die
ausländischen Sender vorwitzigerweise mit ihren weit über
unsere Grenzen geschleuderten Polypenarmen unseren Rundfunk sogar
störend beeinflussen könnten, wie dies jetzt tatsächlich
geschieht, daran dachte man nicht. Denn man kannte ja nicht die
ungeheuer vergrößerte Reichweite der Sender auf kurzen Wellen
nach Eintritt der Dunkelheit.
Wir stehen heute
vor der Tatsache, evtl. weitere Sender auf kürzere Wellen
verlegen zu müssen, denn eine Verstärkung ihrer Energie zwecks
Übertönens ausländischer Störer würde ja zwecklos werden,
sobald auch das Ausland zum selben Mittel greift.
Gegen eine
Verstärkung der Senderenergie an sich ist natürlich nichts
einzuwenden - im Gegenteil, denn es gibt leider noch übergenug
Störungen, deren man heute noch nur durch Verstärkung der
Sendeenergie Herr wird.
Leider brachten
die kurzen Wellen auch einige, ihre Verwendbarkeit nachteilig
beeinflussende Mängel mit sich, und Sache der Amateure ist es
nun, sämtliche Eigenschaften dieser Wellen zu erforschen und
ihre Eignung für einen geregelten Verkehr, resp. die dafür
notwendigen Bedingungen festzustellen.
Zu diesem Zwecke
war es notwendig, dem Amateur nicht nur die Möglichkeit des
Empfanges, sondern auch des Sendens - wenigstens in beschränktem
Umfange - zu gewähren. Den Vereinen liegt es nun ob, Sender für
ihre Mitglieder zu bauen und für Aufbringung der Mittel zum
regelmäßigen Betrieb Sorge zu tragen.
Abb. 2 Sendertisch mit
Verstärker und Schalttafel
Während nun die
meisten Sender nur mit sehr geringer Energie, ferner - da weniger
Schwierigkeiten im Bau, Betrieb und Sicherheit des Verkehrs
verursachend, fast ausschließlich telegraphisch untereinander
verkehren, hat es sich die Ortsgruppe Cottbus zur Aufgabe
gemacht, ihren Sender vor allem zur Anstellung von
Telephonieversuchen zu betreiben, worunter nicht nur
Reichweitenversuche und Regelmäßigkeit der Aufnahme verstanden
werden sollen, sondern auch die Ausarbeitung wirtschaftlich
arbeitender, speziell für Kurzwellensender zu benutzender
Besprechungsmethoden. Der Empfang heute zu hörender
Versuchssender beweist, daß dieses Gebiet leider sehr
vernachlässigt darniederliegt.
Um nun bei
Telephoniebetrieb auch am Tage über eine genügende Reichweite
zu verfügen, wurde der Sender für eine Röhrenleistung von 0,5
kW vorgesehen, aus wirtschaftlichen Gründen vorläufig aber nur
2 Röhren a 100 Watt eingebaut.
Die Antennenanlage
besteht aus einer T-förmigen Reusenantenne, welche zwischen
zwei, das 15 m hohe Gebäude um 10 m überragende Stahlrohrmasten
aufgehängt ist, wobei der wagerechte Teil eine Länge von ca. 8
m erhalten hat (Abb. 1).
Der Durchmesser
der sechsdrähtigen Reuse beträgt 0,50 m. Die Herunterführung
erfolgt direkt durch das Dach in den Senderaum, an dessen Decke
sich der Griff des Erdungsschalters befindet. Ãœber Variometer,
Kopplungsspule, Steuerdrossel und Amperemeter erfolgt der
Anschluß an das über dem 10 m tiefer gelegenen Saaldach
ausgespannte Gegengewicht, denn ein Betrieb mit Erdung erscheint
infolge der großen Länge der zur Verlegung gelangten Erdleitung
unwirtschaftlich. Die Senderschaltung besteht für die ersten
Versuchsreihen, die auf Wellen zwischen 80 und 100 m Länge
absolviert werden, aus der normalen Dreipunktschaltung in
Verbindung mit einer in die Antenne gelegten Steuerdrossel nach
Pungs (Lorenz), in der Ausführung, wie sie in
Königswusterhausen seit Jahren mit bestem Erfolge läuft.
Abb.4 Schaltschrank mit Mikrophon und
elektr. Grammophon
Späterhin wird
auf kürzeren Wellen mit der Reinartz-Schaltung gearbeitet werden
und zur Besprechung vorwiegend das Kondensatormikrophon in
besonderen Schaltungen zur Anwendung gelangen.
Auf dem
Sendertisch (Abb.2 und 3) befindet sich rechts neben den
Senderöhren der Verstärker, bestehend aus vier, einzeln
zuschaltbaren, normalen Endverstärkerröhren in
Widerstandskopplung und 2 Stück 20-Watt Senderöhren, welche zu
Versuchen mit den verschiedenen Besprechungsmethoden in
verschiedenster Weise geschaltet werden können.
Zum Verstärker
führt eine Leitung vom gegenüberliegenden Tisch (Abb.4), auf
dem an einem Schaltschrank die Leitungen von den verschiedenen
Mikrophonen, die in den Räumen des im Parterre gelegenen Lokals
aufgestellt werden, zusammenlaufen, um wahlweise auf den Sender
geschaltet zu werden.
Abb.5 MaschinenapparatZur Ãœbertragung
von Musik und Sprache dienen zwei, nach Art der Reiß-Mikrophone
konstruierte Apparate mit festgelegter Kohlemembran, sowie eine
Grammophon-Schalldose mit eingebautem Kopfhörer zur direkten
Ableitung der durch die stark gedämpfte Membran im Magnetsystem
erzeugten Stromstöße.
Zur Erzielung der
gewünschten Klangfarbe dient eine in gefälligem Kasten
untergebrachte Schaltanordnung aus Kapazität, Selbstinduktion
und Widerständen, welches dem Eingangsgitter des Verstärkers
parallel geschaltet ist.
Die Stromlieferung
erfolgt durch eine Groß-Oberflächen-Akkumulatorenbatterie von
12 Volt Spannung und 90 Amp.- Stunden bei 18 Amp. Stromentnahme
für die Heizung, zwei hintereinandergeschaltete Dynamos mit
zusammen 1500 Volt Spannung (Abb.5) für die Anoden der Sende-
und Verstärkerröhren, einige Anodenakkumulatoren für die vier
ersten Verstärkerstufen, sowie einer Mikrophonbatterie von 12
Volt.
Die Dynamomaschinen, welche
mit dem sie antreibenden Motor auf einer gemeinsamen Achse
gekuppelt sind, tragen eine zweite Wicklung zur Erzeugung des
Ladestromes der Akkumulatoren.
Schalttafeln mit
den erforderlichen Meßinstrumenten, Schaltern und Sicherungen,
ein eingebautes Grammophon und die Molton-Auskleidung (Abb.6)
vervollständigen die Ausrüstung des Senders, der in fast allen
seinen Teilen von Amateuren der hiesigen Ortsgruppe in deren
freien Stunden hergestellt wurde.
Abb.6 Blick in den
Senderaum mit Antennendurchführung und Molton-Auskleidung
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